Die russische Regierung sucht nach Modernisierungsmöglichkeiten für die russische Wirtschaft. Zugleich trat nach der Verhängung der Sanktionen das Thema „Importersatz“ (auch Importsubstitution genannt) in den Vordergrund der Regierungsaktivitäten. Die Hauptmaßnahme bei der Politik des Importersatzes ist die Lokalisierung von Produktionsstätten in Russland. Gemeint ist damit die Verlegung von ursprünglich ausländischen Produktionskapazitäten nach Russland.
Ist die Lokalisierung für ausländischen Unternehmen relevant?
Was für die Verlagerung der Produktion nach Russland sprechen kann, ist etwa die Position des russischen Staates, heimischen Produkten bei der Vergabe staatlicher Aufträge den Vorrang gegenüber ausländischen Waren zu geben. Diese Einstellung betrifft solche Branchen wie Maschinenbau, Leichtindustrie, Medizintechnik und Landwirtschaftstechnik. Die russische Regierung hat zudem einen Maßnahmenplan für die Importsubstitution für die Chemieindustrie, Automobilindustrie, Pharmaindustrie, Buntmetalle und Zivilflugzeugbau verabschiedet.
Sonderwirtschaftszonen in Russland
Derzeit stehen in Russland 16 Sonderwirtschaftszonen zur Auswahl. Nach Art. 4 des Föderalen Gesetzes Nr. 116 vom 22.07.2005 „Über die Sonderwirtschaftszonen in der Russischen Föderation“ sind vier Arten von Wirtschaftszonen vorgesehen – Industrie/Produktion, High-Tech, Tourismus und freie Häfen, die öfters allgemein als Logistik bezeichnet werden.
Unter folgenden Sonderwirtschaftszonen in Russland können Sie sich aussuchen:
Industrie/Produktion:
- Sonderwirtschaftszone „Alabuga“
- Sonderwirtschaftszone „Lipezk“
- Sonderwirtschaftszone „Titanium Valley“ im Gebiet Swerdlowsk
- Sonderwirtschaftszone „Toljatti“ im Gebiet Samara
- Sonderwirtschaftszone „Moglino“ im Gebiet Pskov
- Sonderwirtschaftszone „Kaluga“
- Sonderwirtschaftszone „Uzlovaja“ im Gebiet Tula
High-Tech:
- Sonderwirtschaftszone „Zelenograd“ in Moskau
- Sonderwirtschaftszone „Sankt Peterburg“
- Sonderwirtschaftszone „Innopolis“ in der Region Tatarstan
- Sonderwirtschaftszone „Dubna“
- Sonderwirtschaftszone „Tomsk“
Tourismus:
- Sonderwirtschaftszone „Biryzovaja Katun´“ in der Region Altaj
- Sonderwirtschaftszone „Vorota Bajkala“ im Gebiet Irkutsk
- Sonderwirtschaftszone „Bajkal´skaja Gavan´“ in der Republik Burjatien
Häfen/Logistik:
- Sonderwirtschaftszone „Uljanowsk“
Vorteile der russischen Sonderwirtschaftszonen
Ausländische Investoren werden im Allgemeinen von den Zollgebühren befreit. Ferner fallen keine Güterimportsteuern an.
Darüber hinaus genießen die Residenten von russischen Sonderwirtschaftszonen die verminderten Steuersätze, was die Gesamtsumme der Investitionskosten bis zu 30 % reduzieren kann.
So gilt in den Sonderwirtschaftszonen meistens die Befreiung von der Vermögensteuer, Grundsteuer sowie Verkehrsteuer.
Bei den Sozialabgaben handelt sich um die Gesamtsumme in Höhe von 14% statt üblicher 34 % (dazu näher hier).
Für die Sonderwirtschaftszonen der High Tech- und Tourismusbranchen reduziert sich der föderale Anteil der Gewinnsteuer auf 0 Prozent für jeweils 5 (High Tech) und 10 (Tourismus) Jahre.
Als allgemeiner Vorteil kann man auch die Erleichterung der bürokratischen Prozessen und Prozeduren nennen – im Rahmen der Sonderwirtschaftszonen handelt es sich um das „1 Fenster Prinzip“, damit die Residenten ihre Produktion in Russland schneller und sicherer starten können.
Weitere Vorteile in einigen Wirtschaftszonen
- Sonderwirtschaftszone „Alabuga“: investorenfreundliche Voraussetzungen beim Grundstückskauf, Befreiung von der Importgebühren bei der Einfuhr von Anlagen
- Sonderwirtschaftszone „Titanium Valley“ im Gebiet Swerdlowsk: Zugang zu den Rohstoffen, wie etwa Titan etc.
- Sonderwirtschaftszone „Dubna“: Bereitstellung der Wohnanlagen für die ausländischen Arbeitnehmer der Residenten
- Sonderwirtschaftszone „Uljanowsk“: die reduzierten Steuersätze bei fast allen Steuern
Wie wird man zum Residenten einer Sonderwirtschaftszone in Russland?
Um zum Residenten einer Sonderwirtschaftszone in Russland zu werden, muss man eine juristische Person in Form einer russischen GmBH oder AG an dem Standort gründen, wo die Sonderwirtschaftszone liegt. Für ausländische Investoren besteht die Möglichkeit eine Tochtergesellschaft in der Sonderwirtschaftszone zu gründen, um auf die Privilegien zurückgreifen zu können. Außerdem werden ein Businessplan sowie Investitionen in verschiedener Höhe, je nach Art und Position der Sonderwirtschaftszone, für den Status des Residenten benötigt.